Die Osteopathie für Babys und Kinder erfreut sich immer größerer Beliebtheit und es gibt kaum noch junge Eltern, die nicht, zumindest von dieser Therapieform gehört haben. Durch die steigende Popularität stieg aber auch die Skepsis gegenüber dieser Heilmethode.
Ich möchte Ihnen mit diesem Artikel erklären, was und warum behandelt wird und ob es nötig ist, mit Ihrem Kind bei einem Kinderosteopathen vorstellig zu werden.
Was ist Osteopathie für Babys?
In meiner Erfahrung ist gerade bei einer Behandlung eines Kindes, insbesondere eines Babys, als Außenstehender sehr schwer für die Eltern zu verstehen, was dort genau geschieht. Häufig fällt das Wort „Handauflegen“ und das Ganze wird als Humbug abgetan.
Eine Behandlung eines Kindes sieht anders aus als die eines Erwachsenen. Das ist auch gut so, denn strukturelle Techniken, wie etwa Manipulationen der Wirbelsäule beim Baby haben in der Kinderosteopathie, meiner Meinung nach, nichts zu suchen.
Das größte Problem für mich als Osteopathen ist es, dass ich bei einem Erwachsenen zu Beginn ein Gespräch führe und erfrage, wo es Schmerzen bzw. Probleme gibt, dieses Gespräch fällt bei Babys meistens leider sehr einseitig aus.
So kann ich nur beim Gespräch mit den Eltern erfragen, wie die Geburt bzw. Schwangerschaft verlaufen ist und ob es schon irgendwelche Vorkommnisse gab, die ein Problem erklären können. Nicht jedes Baby, das schreit, muss auch ein medizinisches Problem haben.
Interessant, unter anderem ist für mich immer:
Wie ist die Geburt verlaufen, gab es ein Geburtstrauma (Wie lange, Kaiserschnitt, wurde mit Einsatz der Saugglocke geholfen)
Gab es Probleme während der Schwangerschaft (Starke Blutungen, allgemeiner Stress, starke Infektionen)
Das ist nämlich die Schwierigkeit herauszufinden, ob eine Behandlung überhaupt sinnvoll ist?
Und hier kommen wir zu meinem wichtigsten Punkt in meinem Artikel. In der Regel unterlaufen Neugeborene in Deutschland sehr engmaschigen Untersuchungen. Somit ist es nahezu ausgeschlossen, dass Ihr Kind eine schwerwiegende Erkrankung hat.
Ich persönlich glaube aber auch, wenn ein Mensch möglichst früh behandelt wird, dass sich manche Probleme im späteren Leben gar nicht erst bilden.
Zum Beispiel ist der Bereich des Hinterhaupts und die Kopfgelenke (dazu gehört zum Beispiel der Atlas) eines der ersten Dinge, die ich mir in der Untersuchung eines Neugeborenen anschaue. Dieser Bereich erleidet während der Geburt, teils schon während der Schwangerschaft, großen Stress und leidet dann unter Verspannungen.
Bei Erwachsenen, die häufig unter Kopfschmerzen leiden, zeigt dieser Bereich häufig Blockaden. Dann stellt sich mir häufig die Frage: Was wäre passiert, hätte man diesen Menschen schon als Baby behandelt?
Eventuell wären die Symptome schwächer oder wären sogar niemals aufgetreten?
Aber mit Sicherheit kann das niemand behaupten, aber ich denke, einen Versuch ist es wert.
Deswegen sollten Sie sich aber auch von niemanden Angst machen lassen, nach dem Motto, dass eine osteopathische Behandlung unbedingt notwendig wäre. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Eltern meine Praxis entspannter verlassen, als Sie sie betreten haben.
Das Tolle bei Kindern, ist, dass deren Körper viele Funktionsstörungen wieder ausgleichen kann. Solange das Kind genug Bewegung, gute Ernährung und Zuneigung bekommt, wird alles gut.
Wann würde eine osteopathische Behandlung für mein Kind Sinn machen?
Insbesondere wenn es Probleme während der Schwangerschaft und: oder der Entbindung gab und das Kind für Sie Auffälligkeiten zeigt, wie Schlafstörungen, der Kopf wird nur in eine Richtung gedreht, der Schädel ist asymmetrisch, kann Kinderosteopathie eine Option sein.
Andere Beschwerden, mit denen Eltern mit ihren Babys und Kindern, auf der Suche nach Hilfe, in meine Praxis für Osteopathie kommen, sind:
Häufiges Spucken
Verstopfung
Koliken
Entwicklungsverzögerungen
Schwacher Saugreflex
Bei Kindern und Schüler: Sprach und Lernprobleme
Als Vorbereitung und Nachbehandlung, falls das Zungenbändchen operiert wurde
Im Zweifel, ob für Ihr Baby oder Kind, Osteopathie das Richtige ist, fragen Sie am besten direkt bei dem Osteopath : in Ihres Vertrauens nach.
Außerdem ist es gerade bei Kindern wichtig, dass die Therapeuten sich einander ergänzen. Zum Beispiel bei motorischen Entwicklungsstörungen ist die Physiotherapie mindestens genauso wichtig wie die Osteopathie und bei Sprachstörungen die Logopädie.
Was genau passiert in einer Behandlung?
Der Beginn einer Behandlung ist bei mir immer das Gespräch mit den Eltern (siehe oben).
Dann folgt die körperliche Untersuchung des Babys, hier sucht der Osteopath:in mit seinen:ihren Händen nach Spannungen und Blockaden im ganzen Körper, die die Probleme der Säuglinge erklären können.
Wenn der:die Osteopath : in fündig geworden ist, werden die auffälligen Bereiche auf sehr sanfte Weise behandelt, mit dem Ziel, die Beweglichkeit zu verbessern. Dies findet häufig mit so kleinen Bewegungen und Drucktechniken statt, dass Außenstehende häufig, kaum etwas von der Behandlung mitbekommen.
Im Allgemeinen und insbesondere bei Babys ist es mir deshalb immer sehr wichtig meine Patienten aufzuklären, was ich gerade mache und warum.
Fallbeispiel
Als Beispiel kommen viele Eltern mit ihren Säuglingen in meine Praxis, die unter Koliken leiden.
Dreimonatskoliken sind ein häufiges, aber zum Glück auch in den meisten Fällen vollkommen harmloses Phänomen bei Neugeborenen. Hier stellt sich für mich als Osteopathen die Frage, warum manche Kinder darunter leiden und andere anscheinend nicht. Der osteopathische Behandlungsansatz ist hier häufig, dass bei der Geburt ein Stress (z. B. eine lange oder sehr schnelle Geburt) auf den Kopf bzw. in diesem Fallbeispiel auf das Hinterhaupt aufgetreten ist.
In diesem Bereich liegt eine anatomische Öffnung im Hinterkopf, dem sogenannten Foramen jugulare, durch diese Öffnung läuft unter anderem der N.vagus, dessen Aufgabe es ist, die Organe im Brustkorb und zum Teil im Bauchraum zu steuern.
Ziel der Therapie ist es, die Strukturen um diese Öffnung zu lockern und falls die beiden Schädelplatten, die die Öffnung umgeben, ineinander verkeilt sind, sanft mithilfe der Hände auseinander zu ziehen.
Während der Osteopathie bei Babys ist es immer wichtig, das Baby im Fokus zu haben und jede Reaktion ernst zu nehmen und unter Umständen auch eine Behandlung abzubrechen.
Jeder Mensch reagiert anders auf Osteopathie und besonders in der Kinderosteopathie ist es wichtig, die Körpersprache richtig zu deuten. Niemand möchte, dass die Behandlung selber ein Trauma für das Baby wird.
Wie häufig muss ich mit meinem Baby zu Osteopathie?
Ähnlich wie bei den Erwachsenen sollte sich spätestens nach der dritten Behandlung, häufig schon nach der zweiten, eine deutliche Besserung bemerkbar machen. Anders als bei Erwachsenen mache ich zwischen den Behandlungen keine großen Pausen, sodass die Behandlungen für Babys mit einem zeitlichen Abstand von ca. 1 Woche gemacht werden. Auch hier muss das Vorgehen aber auch immer wieder individuell abgestimmt werden.
Was kann mich nach einer Behandlung erwarten?
Bitte beachten Sie, dass es bei der Osteopathie häufig nach Behandlungen zu einer Erstverschlechterung kommen kann. Das bedeutet bei Babys gerne mal allgemeine Unruhe, aber auch ein tiefer Schlaf ist möglich. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass diese Erstverschlechterung bei Babys viel seltener auftritt, als bei Erwachsenen.
Wichtig nach Osteopathie bei Babys ist, im Anschluss genug Ruhe. Es kann auch einige Zeit vergehen, bis man eine Veränderung der Beschwerden wahrnimmt.
Kosten einer Behandlung? Erstatten Krankenkassen die Kosten?
Die Kosten für Osteopathie für Babys können Osteopathen frei gestalten. In meiner Osteopathie-Praxis in Hamburg kostet eine Behandlung, die etwa 30 Minuten geht, 50 €. Es kann in seltenen Fällen sein, dass ich eine Therapie frühzeitig abbrechen muss, zum Beispiel wenn das Kind sehr heftig schreit. Dann passe ich aber auch die Kosten nach unten an.
Viele gesetzliche Krankenkassen erstatten teilweise die Kosten für die Behandlungsmethode Osteopathie. Meist zwischen 30 bis 60€. Bitte erkundigen Sie sich vor einem Termin bei Ihrer Krankenversicherung.
In der Regel bezahlen die privaten Krankenversicherungen auch die Kosten für Osteopathie, wichtig hier ist es, dass Sie sich vorher erkundigen, ob Ihre Krankenkasse Heilpraktikerleistungen erstattet.
Möchten Sie noch mehr über den allgemeinen Ablauf einer Osteopathie Behandlung und deren Kosten erfahren?