Bandscheibenvorfall und Osteopathie

Wenn Schmerzen im Rücken auftreten, denken viele Menschen direkt an einen Bandscheibenvorfall.

Der Grund für Rückenschmerzen liegt aber gar nicht so häufig bei den Bandscheiben. Und selbst wenn die Bandscheiben betroffen sind, ist dies selten ein Grund für eine Operation oder lebenslange Schmerzen.

In diesem Beitrag möchte ich Sie über mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Bandscheibenvorfällen informieren und wie Osteopathie bei einem Bandscheibenvorfall eventuell helfen kann.

Aufbau und Funktion der Bandscheiben

Die Bandscheiben liegen zwischen den meisten Wirbelkörpern.( Die obersten Halswirbel Atlas und Axis besitzen keine Bandscheibe)

Eine Bandscheibe besteht aus dem knorpeligen Anulus fibrosus oder auch Faserring, der die äußere Schicht der Bandscheibe darstellt und ringförmig (ähnlich einer Zwiebel) aufgebaut ist.

Diese Schicht umhüllt den Nucleus pulposus, dies ist ein Gallertkern, der eine dickflüssige Flüssigkeit enthält.

Aufbau einer Bandscheibe, im Fokus liegt der dunkelblaue Gallertkern, der den Faserring durchstoßen kann.

Aufbau einer Bandscheibe, im Fokus liegt der dunkelblaue Gallertkern, der den Faserring durchstoßen kann.

Die Aufgabe der Bandscheiben ist es, Stöße auf die Wirbelsäule, wie sie beim Laufen entstehen, abzufedern. Außerdem ermöglichen sie die Beweglichkeit zwischen den einzelnen Wirbelkörpern.

Die äußere Schicht ist bei Kindern und Jugendlichen noch durchblutet und somit sehr widerstandsfähig.

Im Erwachsenenalter nimmt diese Durchblutung ab und die Bandscheibe wird schlechter mit Nährstoffen versorgt. Ab diesem Zeitpunkt ist es wichtig, die Bandscheiben über Be- und Entlastung, ähnlich einem Schwamm, den man ausdrückt und wieder Wasser aufsaugen lässt, zu versorgen.

Der Bandscheibenvorfall

Bevor ich mich dem Thema Bandscheibenvorfall widme, möchte ich klarstellen, dass es einer Bandscheibe nicht möglich ist „herauszurutschen“.

Der Faserring einer Bandscheibe ist fest mit der Wirbelsäule verwachsen und kann nicht verrutschen.

Wie oben schon erwähnt benötigt dieser Faserring häufige Be- und Entlastung, um gut ernährt zu werden.

Leider sitzen die meisten Menschen beruflich bedingt den ganzen Tag. Dieser Bewegungsmangel sorgt dafür, dass der Ring schlecht versorgt wird und dann häufig porös und spröde wird.

Unsere häufig nach vorne gebeugte Haltung übt Druck auf den Gallertkern.

Unsere häufig nach vorne gebeugte Haltung übt Druck auf den Gallertkern.

Somit kann sich der Faserring starken Belastung schlecht anpassen und kann reißen.

Dadurch tritt der dickflüssige Gallertkern aus und kann die Nerven irritieren.

Diese Art von Schädigung wird auch als Prolaps bezeichnet.

In der Regel tritt der Kern immer zu einer Seite und nach hinten hinaus und verursacht dann im Versorgungsbereich des betroffenen Nervens Beschwerden. Der Bandapparat unserer Wirbelsäule verhindert in der Regel, dass der Kern direkt nach hinten austritt.

Dies kann als Beispiel Kribbeln im Bein sein, aber auch Muskelschwäche, zum Beispiel in den Fußhebern.

Nicht immer verursacht ein Bandscheibenvorfall Beschwerden.

Das Schwierige beim Thema Bandscheibenvorfall ist, dass nicht alle Bandscheibenvorfälle auch wirklich Probleme bereiten.

Die Öffnungen, aus der die Nervenwurzeln austreten, ist deutlich größer als der Nerv selbst, somit hat der Körper die Möglichkeit der austretenden Flüssigkeit auszuweichen.

Von daher ist es nicht immer möglich, vorhandene Rückenschmerzen auf einen Bandscheibenvorfall zu schieben.

Die Kombination aus Faktoren, die für mich wichtig sind, um sagen zu können, dass ein Bandscheibenvorfall die Beschwerden verursacht sind:

  • Taubheitsgefühl im sensiblen Versorgungsgebiet, des betroffenen Nervs

  • Schwäche oder gar Lähmung der Kennmuskeln. Bei einem Bandscheibenvorfall auf Höhe L5/S1 bedeutet das Schwierigkeiten auf den Zehenspitzen zu stehen.

  • Ein Patient : in mit Bandscheibenvorfall berichtet häufig, dass die Schmerzen morgens weniger sind als abends. Dies liegt daran, dass sich die Bandscheibe im Liegen sich wieder mit Flüssigkeit füllt.

  • Bildgebende Verfahren decken sich mit oben genannten Symptomen. So können Bandscheibenvorfälle, die nach rechts austreten, kaum Schmerzen im linken Bein auslösen.

Nicht immer muss die Ursache für Symptome im Bein von der Bandscheibe ausgehen. So kann der Ischiasnerv in seinem Verlauf auch von Muskeln beeinträchtigt werden.

Auch können Durchblutungsbeschwerden Ursache für Schmerzen im Körper verursachen.

Sie sehen, dass die Diagnose bei Rückenschmerzen fast immer sehr schwierig ist, weil ein Schmerz sehr viele Ursachen haben kann.

Osteopathische Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Die gute Nachricht ist, dass die konservative Behandlung von einem Bandscheibenvorfall sich nicht schwerwiegend von einer Behandlung von "klassischen" Rückenschmerzen unterscheidet.

Mein Fokus, den ich in meiner Praxis für Osteopathie in Hamburg anwende, liegt bei der Verbesserung der Beweglichkeit des betroffenen Abschnittes der Wirbelsäule und in der Mobilisierung der Nerven.

Außerdem ist es mir als Osteopath wichtig nicht nur dort zu behandeln, wo die Schmerzen liegen, sondern auch zu überlegen, wo die Ursachen von den Beschwerden liegen können.

So ist, in meinen Augen, häufig das Iliosakralgelenk ein Auslöser für eine Degeneration der Bandscheiben.

Dieses Gelenk verbindet unsere Wirbelsäule mit dem Becken und ist vielleicht der häufigste Grund für Rückenschmerzen.

Bei einer negativen Veränderung der Beweglichkeit dieses Gelenkes muss der untere Abschnitt der Wirbelsäule sich mehr bewegen und die Bandscheiben werden mehr Bewegungen ausgesetzt.

Auch hier muss in der Osteopathie darüber nachgedacht werden, warum das Becken fest ist und dies kann häufig am Kiefergelenk, aber auch die Stellung der Füße liegen.

Häufig sind im Bereich eines Bandscheibenvorfalls Entzündungen zu finden.

Häufig sind im Bereich eines Bandscheibenvorfalls Entzündungen zu finden.

An diesem kurzen Beispiel sehen Sie auch den Unterschied zwischen der ganzheitlichen Osteopathie und der häufig symptombezogenen Schulmedizin.

So kann es sein, dass die osteopathische Behandlung kaum im Bereich der Schmerzen liegt und der Osteopath oder Osteopathin in komplett anderen Bereichen arbeitet als der Bandscheibenvorfall liegt.

Osteopathie ist kein Allheilmittel

Leider kann auch die Osteopathie bei einem Bandscheibenvorfall nur den Grundstein für eine langfristige Besserung legen.

Ich persönlich denke, dass Osteopathie ein sehr gutes Werkzeug ist, um die Ursachen für die Schmerzen herauszufinden.

Der Patient oder Patientin sollte aber auch Eigenübung durchführen, um Bewegungseinschränkungen und schlecht angesprochene Muskeln zu verbessern.

Weiter unten finden Sie einige Übungen, die Sie bei Probleme in der Halswirbelsäule leicht selber durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Beitrag einige Fragen zum Thema Bandscheibenvorfall und Osteopathie beantworten.

Übung für die Mobilisation des N.radialis

Übung für die Mobilisation des N.ulnaris

Übung für die Mobilisation des N.medianus




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